Golfplatz-Untersuchung: Jede zweite Zecke infiziert


Dr. Sharon Page und Sirli Anniko bei der Zeckensuche auf dem Golfplatz in Edemissen. Foto: Golfclub Edemissen; Bärbel Desch
Dr. Sharon Page und Sirli Anniko bei der Zeckensuche auf dem Golfplatz in Edemissen. Foto: Golfclub Edemissen; Bärbel Desch | Foto: Golfclub Edemissen; Bärbel Desch

Edemissen. Die Ergebnisse der Zeckenuntersuchung auf dem Golfclub Edemissen liegen vor. Wie die Pressesprecherin des Vereins, Bärbel Desch, heute mitteilte, seien die Erkenntnisse der wissenschaftlichen Studie im Nordkreis überraschend: jede zweite Zecke ist infiziert.


Zecken sind nicht nur lästig, sie können auch gefährliche Krankheiten wie Borreliose und FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis) übertragen. Der Golfclub Peine-Edemissen stellte sich im Frühjahr für eine wissenschaftliche Studie zur Verfügung. Dr. Sharon Page, Molekularbiologin aus Großbritannien und Sirli Anniko, eine Technische Assistentin aus Estland sammelten am 15. und 16. Mai auf der 90 Hektar großen Anlage 500 Zecken, die in Augsburg auf gefährliche Bakterien oder Viren hin untersucht wurden.

Die beiden Forscherinnen waren im Auftrag der Augsburger BCA-clinic unterwegs. Das ist eine private und ganzheitlich ausgerichtete Klinik für durch Zecken übertragene Erkrankungen sowie für Multi-Infektions- als auch Multi-System-Erkrankungen. Das wissenschaftliche Labor der Klinik hat eine Reihe verbesserter Tests entwickelt, mit der Borreliose und Begleiterkrankungen schneller und sicherer festgestellt werden können. Die überraschend hohe Anzahl der gefundenen Zecken ist auf das optimale Wetter an den beiden Sammeltagen aber auch auf die Jahreszeit zurückzuführen. Zecken sind im Frühjahr sehr aktiv und suchen nach Wirten für ihre Blutmahlzeit.

Warum auf dem Golfplatz?


Auf der relativ großen Fläche konnten sich die Forscherinnen zügig frei bewegen, ohne bei Besitzern einzelner Parzellen um Genehmigung bitten zu müssen. Die Ergebnisse der Studie sind somit umsetzbar auf jede größere Wiese oder jeden Waldweg im Landkreis. Aber auch im eigenen Garten lauert die Gefahr.

Die Tiere wurden am Waldrand im etwas höheren Gras gefunden, jedoch auch im etwas kürzeren „Semi-Rough“. Auf Fairways und Grüns kamen dagegen keine Zecken vor. Die kleinen Spinnentiere klettern gern auf Grashalme um Tiere zu befallen, daher ist das kurze Gras kein gefährdeter Bereich.

Das BCA-Labor hat insgesamt 105 der gesammelten Tiere auf Borrelia untersucht: 50 Nymphen, 30 weibliche und 25 männliche adulte Zecken. Für Menschen sind Nymphen und adulte weibliche Zecken potentielle Überträger der Borreliose. Adulte männliche Zecken stechen nicht.

Die Ergebnisse im Detail


54 von 105 Zecken sind positiv auf Borrelien DNS getestet worden. Dies entspricht einer Infektionsrate von 51,4 Prozent.
Da nur Nymphen und weibliche Zecken Borrelioseüberträger für Menschen sind, kommt die Studie auf ein maximales Übertragungsrisiko von rund 51 Prozent.

Die Übertragung von Borrelia Bakterien findet nicht bei jedem Stich einer infizierten Zecke statt, sie hängt auch von der Saugdauer ab. Außerdem erkrankt nicht jeder Mensch, der mit Borrelien infiziert wird. Daher, so heißt es in der Studie, kann nicht von einer Infektionsgefahr von 51 Prozent geredet werden, sondern nur von einem potentiellen Übertragungsrisiko.
Andere Gebiete und Regionen werden derzeitig untersucht um festzustellen, ob dieses Jahr tatsächlich ein allgemein erhöhtes Risiko im Vergleich zu durchschnittlichen Jahren besteht. Deutschlandweit ist laut Robert-Koch-Institut ein Borrelia-Befall von 5 bis 35 Prozent in Zecken nachgewiesen worden. Diese Zahlen sind allerdings das letze Mal 2014 aktualisiert worden.

Wie schützt man sich?


Der beste Schutz vor Borreliose ist einen Zeckenstich zu vermeiden. Sportler, Spaziergänger und Menschen, die im Freien arbeiten, können sich am besten durch geeignete Kleidung - lange Hose, geschlossene Schuhe – schützen.

Es ist auf alle Fälle empfehlenswert, nach jedem Golfspiel, Wald- und Wiesen-Spaziergang oder nach der Gartenarbeit den Körper auf Zecken zu kontrollieren und diese gegebenenfalls zu entfernen, ohne das Tier zu quetschen.

Hintergrund


Auslöser für die Untersuchung, war, wie Desch im Gespräch berichtete, eine eigeneBorreliose-Erkrankung. Diese hatte sie sich ebenfalls durch einen Zeckenbiss beim Golfspielen zugezogen. Nachdem sich im Bekanntenkreis mehrere Fälle häuften, habe der Golfclub dann die BCA-clinic kontaktiert. Die Untersuchung wurde nach kurzen Verhandlungen privat in Auftrag gegeben. Die Klinik war von Anfang an sehr interessiert und erfreut, dass sich ein Golfplatz gemeldet hatte - bietet dieser doch, wie bereits erwähnt, ein ideales Untersuchungsgebiet.

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