Luther und die Juden – ein zwiespältiges Verhältnis


Setzten sich kritisch mit Luthers Ansichten zu den Juden auseinander: Alexander Rose (von links), Dr. Volker Menke, Dr. Sebastian Thier, Prof. Dr Peter von der Osten Sacken, Jürgen Rump. Foto: Kirchenkreis
Setzten sich kritisch mit Luthers Ansichten zu den Juden auseinander: Alexander Rose (von links), Dr. Volker Menke, Dr. Sebastian Thier, Prof. Dr Peter von der Osten Sacken, Jürgen Rump. Foto: Kirchenkreis | Foto: Kirchenkreis

Peine. Im Rahmen der Veranstaltungen zum 500. Reformationsjubiläum hatte der evangelisch-lutherische Kirchenkreis Peine den renommierten Wissenschaftler Prof. Dr. Peter von der Osten Sacken zu einem Vortrag eingeladen.


Der Theologe setzte sich vor 50 Zuhörern kritisch mit Luthers Ansichten über die Juden auseinander. Der Referent ist einer der bekanntesten und engagiertesten Theologen im christlich-jüdischen Dialog.

Nach der Begrüßung durch den Hausherrn, Pastor Dr. Sebastian Thier, führte Superintendent Dr. Volker Menke in das Thema ein. „Martin Luther und die Juden, das ist ein wunder Punkt in der Geschichte, der auch im Jubiläumsjahr nicht ausgeklammert werden darf. Der heutige Vortrag kann und soll bei einer Einordnung helfen“, sagte er.
Professor von der Osten-Sacken beleuchtete zu Beginn seines Vortrages zunächst Luthers Schriften aus dem Jahr 1523, in denen er – für die damalige Zeit sehr fortschrittlich – für eine Integration der Juden in sozialer und wirtschaftlicher Hinsicht plädierte.

Das änderte sich im Laufe der Jahre. „Ein Grund ist vermutlich Luthers Begegnung mit durchreisenden Juden in Wittenberg. Er wollte sie vom Christentum überzeugen, scheiterte aber. Verzweifelt wollte er sie in seinen späteren Lebensjahren davon überzeugen, dass im Christentum die einzige Wahrheit liegt“, führte der Referent aus.

So gab es in den späteren Schriften Luthers auch unflätige Beschimpfungen und Anschuldigungen, dass die Juden Christenkinder entführen und schlachten und Brunnen vergiften. Luther forderte gar dazu auf, die Juden zu vertreiben und zu zerstören, wenn sie sich nicht zum Christentum bekehren lassen. „Das drohende "Umsonst" des Neuen Testaments bewegte ihn zu seinen Aussagen“, sagte Professor von der Osten-Sacken. Im Anschluss an den Vortrag gab es noch Gelegenheit zur Diskussion mit dem Fachmann.


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