Stederdorfer Straße: Archäologe entdeckt "Knüppeldamm"


Der Peiner Archäologe Thomas Budde entriss dem Erdreich seine historischen Geheimnisse. Foto: Frederick Becker
Der Peiner Archäologe Thomas Budde entriss dem Erdreich seine historischen Geheimnisse. Foto: Frederick Becker | Foto: Frederick Becker

Peine. Der Archäologe Thomas Budde untersuchte jüngst in einer Baugrube in der Stederdorfer Straße die Bodenschichten, um Erkenntnisse zur Stadtentwicklung im Mittelalter zu gewinnen. Heute legte er den Bericht darüber vor:


Hintergrund: Aufgrund eines Leitungsschadens mussten die Stadtwerke eine tiefe Reparaturgrube anlegen. Weil bei solchen Maßnahmen in der Altstadt fast immer auch die Archäologie betroffen ist, fand im Anschluss eine begleitende Untersuchung durch den Thomas Budde statt (regionalHeute.de berichtete). Die Reparaturarbeiten wurden dabei nicht behindert. Die Grube ist inzwischen wieder geschlossen.

"Der Einsatz hat sich sehr gelohnt, denn die westliche (hausseitige) Profilwand war im unteren Bereich noch ungestört. Es konnte dabei eine ganz wichtige Frage der Stadtgeschichtsforschung gelöst werden, nämlich die Frage nach der Entstehung der Stederdorfer Straße", berichtet Budde. "In 1,93 m bis 2,16 m Tiefe konnte direkt auf dem natürlichen anstehenden Sand eine dicke Lage von quer zur Straße verlegten Ästen und kleinen Stämmen erfasst werden, ein so genannter Knüppeldamm." Hierbei handele es sich zweifellos um die ursprüngliche Stederdorfer Straße der Stadtgründungszeit, wenn man so wolle die „Ur-Stederdorfer Straße“.

"Die Wegkonstruktion ist identisch mit Teilabschnitten der 2008/09 unter dem Rosenhagen auf dem Niedermoor der Hagenriede nachgewiesenen Heerstraße nach Celle. Beide Straßen dürften somit gleichzeitig sein – und die Heerstraße konnte in den Bereichen, wo Eichenbohlen verwendet waren, in die Zeit um 1240 datiert werden", erklärt der Archäologe. "Der Knüppeldamm war in dem kleinen, in der Reparaturgrube erfassten Wegausschnitt erkennbar am Ende der Nutzung mit Bruch- und Feldsteinen ausgebessert worden. Die Bodenfeuchte zeigte, dass der Grundwasserspiegel nicht weit entfernt sein dürfte, somit auch, dass die erste Stederdorfer Straße wie auch die Celler Heerstraße gelegentlich überschwemmt gewesen sein dürfte."

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Die Funde haben hohen archäologischen Wert. Foto:



Die erwähnte Auffüllschicht des Bodens war, so Budde, "erstaunlich fundreich". Sie enthielt vor allem gut erhaltene Knochenabfälle vom Schlachtvieh (Rind und Schwein). "Wenige Keramikscherben datieren die Schicht in das 14. Jahrhundert. Hinzu kommen Fragmente von Mönch-Nonne-Dachziegeln, der typischen spätmittelalterlichen Dachdeckung", erklärt Budde. Dieselbe fundreiche Bodenschicht, die die jüngere Version der Stederdorfer Straße bildet, sei bereits 2013 unweit der jetzigen Fundstelle vor der Stederdorfer Straße 35 bis 36 bei einer Abwasserrohrerneuerung erfasst worden. "Die damalige Notgrabung reichte jedoch nur bis 1,85 m Tiefe, also nicht bis auf die erste Straße, die somit damals noch nicht entdeckt werden konnte." Ein Teil der damaligen, ebenfalls aus dem 14. Jahrhundert stammenden Funde konnte einer Knochenschnitzerwerkstatt zugewiesen werden.


"Die ursprüngliche Stederdorfer Straße muss somit im 14. Jahrhundert aufgegeben und das Oberflächenniveau erhöht worden sein. Die Ursache ist unbekannt, möglicherweise lag eine Neuplanung nach einem Stadtbrand zugrunde. Dass die Stadt in dieser Zeit von mehreren Feuersbrünsten und nachfolgenden Neuplanungen betroffen war, zeigten unter anderem die Grabungen Echternstraße 18 bis 21 (2004) und Weißer Schwan (2002/03 und 2005).

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Thomas Budde musste tief graben. Foto:



"Hier deuten sich also interessante Zusammenhänge an, die das Bild vom mittelalterlichen Peine einmal mehr bereichern. Die Funddichte zeigt, wie reich das Bodenarchiv allein schon unter der Stederdorfer Straße immer noch ist", konstatiert der Wissenschaftler.

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